Leitlinie

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Wir​*​ sind der Überzeugung, dass …

  • … nicht unter der ‚autistischen Schale‘ ein ’normaler Mensch‘ sitzt, der herausgekitzelt werden kann, wenn man nur das richtige Werkzeug findet.
  • … Autisten keine Heilung brauchen, sondern Akzeptanz, einen offenen Umgang mit ihrer Art und angemessene Unterstützung.
  • … Autisten es verdienen, auf Basis aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse pädagogisch, medizinisch und psychologisch betreut zu werden.
  • … Therapien und Medikamente in Anspruch zu nehmen, die auf „Hörensagen“ beruhen, bedeutet, Autisten unwissenschaftlichen, ungeprüften und möglicherweise schädlichen Mitteln und Methoden auszusetzen.
  • … Autisten ein Recht darauf haben, von geschultem Fachpersonal behandelt oder unterrichtet zu werden.
  • … Autismustherapien und Medikation sowohl die Würde von Autisten wahren, als auch ihre körperliche und psychische Unversehrtheit garantieren müssen.
  • … das soziale Modell von Behinderung dem medizinischen Modell von Behinderung vorzuziehen ist.
  • … Autisten Respekt verdienen und in ihren Bedürfnissen ernst genommen werden müssen.
  • … Therapien oder medikamentöse Interventionen nicht in erster Linie das Wohlergehen des Umfelds im Auge haben dürfen, sondern lediglich eine Stütze oder Entlastung für Autisten selbst darstellen sollten.
  • … es Mittel und Wege gibt, Autisten zu unterstützen, ohne viel Geld auszugeben.

Auf gar keinen Fall …

… sollten Autisten dazu gedrängt oder gezwungen werden, jedes Mittelchen zu schlucken, das jemand im Internet oder TV anpreist, oder jede Therapie auszuprobieren, weil es ‚vielleicht helfen könnte‘.

Strenge Zulassungsprüfungen für Medikamente und Zugangsbeschränkungen zu medizinischen und pflegenden Berufen gibt es nicht ohne Grund, sondern weil mit Halb- und Unwissen viel Schaden angerichtet werden kann.

Autisten sind keine Petrischalen, in die man alles einfach mal reinkippen kann, um dann zu schauen, was passiert, sondern Menschen, die gut so sind, wie sie sind.

Die Seite Autismus-Behandlungen.de gibt keine Empfehlungen FÜR Therapien ab

Sinn und Ziel dieser Seite ist es, einen kritischen Blick auf das wild wuchernde Angebot an Autismusinterventionen zu werfen und eine Einschätzung zu treffen, welche davon schädlich sind, welche einen betrügerischen Hintergrund haben und welche einfach nur nutzlos sind.

Diese Seite gibt keinerlei Empfehlung für eine bestimmte Therapie, eine Gruppe von Therapien ab. Das sprengt den Rahmen dieses Projekts.

Auch wenn Therapien, Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente als „harmlos“ markiert werden, ist dies keine Empfehlung. Lediglich die Aussage, das sich die meist körperlich schädlichen Aspekte im Rahmen halten. Aber auch harmlose Pseudotherapien oder Pseudomedikamente haben Folgen: zum Beispiel finanzielle Verluste oder verlorene Zeit.

Sollten Sie irgendwo gelesen haben, das eine Therapie oder ein Medikament von dieser Seite empfohlen worden wäre, freuen wir uns über einen Hinweis, um derartige Falschaussagen unterbinden zu können.


Wie sieht das Bewertungsschema aus?

Einschätzungunklar

Es liegen nicht genug zuverlässige oder zu widersprüchliche Daten vor, um das Mittel oder die Therapieform bewerten zu können.

Einschätzungharm- und nutzlos

Das Mittel löst keine körperlichen oder psychischen Schäden aus, sondern reißt lediglich ein Loch in den Geldbeutel. Problemlos sind aber auch Mittel dieser Kategorie nicht, denn sie signalisieren dem Autisten: „So, wie Du bist, wollen wir dich nicht haben. Wir müssen alles dafür tun, dass du anders wirst.“

Als Folge derartiger Signale leiden viele Autisten unter Selbstwertproblemen.

Einschätzungschwach problematisch

Leichte und temporäre körperliche Schäden oder Schmerzen sind zu befürchten. Sie sind, im Gegensatz zu echten Therapien, aber kein akzeptabler Bestandteil, da die hier aufgeführten Therapien nutzlos sind.

Einschätzungproblematisch

Therapien oder Mittel, die nur von ausgebildetem Fachpersonal und auch nur bei nachgewiesener Indikation angewendet werden dürfen. Ansonsten drohen Schmerzen, körperliche Schäden und psychische Schäden.

Einschätzunggefährlich

Brandgefährlicher Quatsch und bei Autismus zudem völlig sinnlos. Es drohen starke Schmerzen und langfristige bis lebenslange körperliche Schäden, Traumatisierung inklusive.

Einschätzunglebensgefährlich

Lebensgefährlich. Es gibt nachgewiesene Todesfälle oder es ist ein reines Wunder, dass es bisher keine Todesfälle gab. Auch wer überlebt, muss lebenslange körperliche Schäden und schwere Traumatisierung befürchten.

Transparenzerklärung

Werdet ihr von der Pharma-Mafia bezahlt?

Niemand, der Texte zu diesem Blog beigetragen hat, erhält oder erhielt Gelder von der Pharmaindustrie, oder ist dort angestellt. Niemand, der zu diesem Blog beigetragen hat, ist mit Mitarbeitern der Pharmaindustrie verwandt oder verschwägert.

Sollten sich davon in der Zukunft Abweichungen geben, so werden diese hier und in der jeweiligen Autorenvorstellung transparent gemacht.

Mela Eckenfels, die Hauptautorin, steht in keiner persönlichen oder beruflichen Verbindung zu Pharmaunternehmen, Herstellern von Medizinprodukten oder Therapieanbietern. Für welche Unternehmen (Verlage und Medienhäuser) sie arbeitet und welchen Organisationen sie angehört, können Sie auf ihrer beruflichen Seite in Erfahrung bringen. Sie hält mitunter allerdings Vorträge zum Thema und erhält dafür Vortragshonorare in einem normalen Rahmen.

Aber ums Geld geht es Euch ja wohl doch!?

Diese Seite wird ohne Gewinnabsicht betrieben. Es wird keine Werbung und keine „Sponsored Posts“ geben. Es geht hier darum zu informieren.
Allerdings kann man Mela auf Patreon unterstützen und ihr hier auch kleine Spenden in den Hut werfen. Patreon und Einmalspenden zusammengenommen decken derzeit aber nicht einmal die Betriebskosten der Webseite, ganz zu schweigen von der Arbeitszeit.

Beiträge von Autoren, die bei der VG Wort als Wahrnehmungsberechtigte angemeldet sind, sind mit VG-Wort-Zählpixeln versehen. Sie erhalten dadurch möglicherweise pro Jahr Gelder im zweistelligen Bereich.

Warum macht Ihr das dann?

Wir glauben daran, dass man mit Autismus gut leben kann, wenn man aufhört ständig dagegen – und damit gegen sich selbst – anzukämpfen, sondern lernt mit Autismus, als Autist, zu leben.


Wir sind überzeugt, dass Glück und Lebensqualität nicht darin liegt, einer Heilung oder dem Anschein von Hoffnung hinterherzujagen, sondern mit den Vorraussetzungen die wir haben, das beste Leben zu leben, das wir können.


Wir sind uns sicher, dass unser Geld oder das Geld unserer Familien besser in uns angelegt ist. In unserer Ausbildung, unseren Spezialinteressen und in einem Internet um auf unsere Weise mit anderen Menschen in Kontakt zu bleiben. Anstatt dieses Geld Personen zu geben, die mit absurden und schamlosen Behauptungen versuchen auf dem Rücken anderer Menschen, auf deren Leid und deren Hoffnungen, einen schnellen Euro zu machen.


Wir sind uns bewusst, dass bei all den Gewinnen der Pharmaindustrie auch ihr dunkler Zwilling, der Markt der Pseudomedizin, nicht von wohlmeinenden, aber bescheidenen kleinen Familienunternehmen geführt wird. Die, während sie tief im Wald im Blockbohlenhaus bei Vollmond ein Zauberwässerchen zusammenrühren, gregorianische Choräle singen. Es handelt sich um einen gewinnorientierten Markt mit Milliardenumsätzen, in dem das Wohlergehen der Patienten so gut wie keine Rolle spielt. Weil hier, anders als in der seriösen Medizin, Patientenschutz und Patientenrechte ausgehebelt sind.
Denn sonst könnte man ja auch in die Pharmaindustrie gehen, und sich mit all den lästigen Auflagen und Hindernissen herumschlagen, die der Gesetzgeber errichtet hat.


Wir leiden mit, wenn wir Kinder sehen, deren Eltern sie nicht akzeptieren, nicht annehmen, so wie sie sind, sondern sie von Therapie zu Therapie und von einem Quacksalber zum nächsten schleppen. Nur weil sie nicht das Kind bekommen haben, das sie bestellt haben.
Weil auch wir oft von unseren Eltern nicht angenommen und in unserer Andersartigkeit nicht akzeptiert wurden, und weil wir am eigenen Leib erfahren haben, was das mit einem macht.


Weil es uns wütend macht, unfassbar wütend, wenn wir sehen, das sich wirklich jeder, der ein Wundermittelchen hat, an die Eltern autistischer Kinder ranwirft, sie entweder mit Engelszungen anfleht, doch an das Beste ihrer Kinder zu denken oder ihnen sogar ein schlechtes Gewissen einredet, dass sie ihr Kind wohl nicht lieben können, wenn sie nicht alles versuchen, um es gesund zu machen.
Wenn wir sehen, wie diese Eltern dann am Ende doch ohne echte Hilfe dastehen … nur um einiges ärmer.


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    *​ „Wir“ bedeutet in diesem Zusammenhang, die Hauptautorin, Mela Eckenfels, sowie Personen, die Texte zu dieser Seite beigetragen haben.

Mela Eckenfels

Mela Eckenfels ist Freie Autorin und Journalistin. Seit ihrer Diagnose im Jahr 2002 beschäftigt sie sich mit Autismus und seit mehreren Jahren auch mit Pseudotherapien, die Hoffnung versprechen, aber doch nur Geld und wertvolle Zeit kosten.
Ihr Ziel ist, qualitativ hochwertige Informationen für Autisten und Eltern autistischer Kinder bereitszustellen, damit sie nicht falschen Versprechungen aufsitzen.

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